Gott ist Liebe und Weisheit


Die göttliche Liebe und Weisheit machen das Wesen Gottes aus.

Um Gott in seiner Tiefe verstehen zu können, muss man wissen, dass Gott das eigentliche Leben ist.

Der unerschaffene, ewige und unsterbliche Gott ist das einzige Sein, aus dem alles, sowohl in der geistigen als auch in der natürlichen Welt, sein Dasein hat. Von daher ist Gott auch das einzige Leben, welches das Leben aller Geschöpfe ist. Dieses Leben entspringt aus der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit.

Die göttliche Liebe ist das Sein des Lebens, und die göttliche Weisheit ist das Dasein desselben, beides miteinander gegenseitig vereint, ist der Herr. Sowohl das göttliche Sein als das göttliche Dasein ist unendlich und ewig, weil die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit unendlich und ewig sind.

Niemand kann leugnen, dass in Gott Liebe und Weisheit in ihrer Urwesenheit ist. Liebt und leitet er doch alle aus der Ihm innewohnenden Liebe und Weisheit. Auch das geschaffene Weltall ist, unter dem Gesichtspunkt seiner Ordnung betrachtet, so voller Weisheit aus der Liebe, dass du bekennen musst: alles zusammengenommen ist diese Weisheit selbst. Denn unaussprechlich Vieles ist im All in eine solche nach- und nebeneinander bestehende Ordnung gebracht worden, dass es zusammen nur eins ausmacht. Darin liegt auch der einzige Grund, dass es zusammengehalten und ewig erhalten werden kann.

Aus der Tatsache, dass Gott allein die Liebe selbst und somit das einzige Leben selbst ist folgt, dass die Menschen und die Engel kein eigenes Leben haben. Die Engel und Menschen sind lediglich Aufnahmegefäße des göttlichen Lebens.


Aus dem Unerschaffenen, Unendlichen, dem Sein selbst und dem Leben selbst, kann nicht jemand unmittelbar geschaffen werden, weil das Göttliche Eines und unteilbar ist. Er muss vielmehr aus Geschaffenem und Endlichem sein, das so gebildet ist, dass das Göttliche in ihm wohnen kann. Und weil die Menschen und die Engel von dieser Art sind, sind sie Aufnahmegefäße des Lebens.

Verirrt sich daher ein Mensch in seinem Denken so weit, dass er sich nicht für ein Gefäß des Lebens, sondern für das Leben selbst hält, so kann er nicht von dem Gedanken abgebracht werden, dass er Gott sei.

Dass der Mensch das Gefühl hat, als wäre er ein Leben, und daher glaubt, er lebt aus sich, beruht auf eine in Raum und Zeit begründete Täuschung. Denn in der werkzeuglichen Ursache wird die Hauptursache nicht anders wahrgenommen, als wäre sie Eines mit jener.

Dass der Herr das Leben in sich ist, lehrt Er selbst bei Johannes:
"Gleichwie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich selbst zu haben." [Johannes 5,26]

Und dass Er das Leben selbst sei, bei Johhannes 11,25:
"Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe."

Da nun Leben und Liebe eines sind, so folg daraus die Erkenntnis, dass der Herr, weil Er das Leben selbst ist, auch die Liebe selbst ist.


Gott ist das Leben selbst.

Wenn man sagt und denkt, dass Leben an sich sei Gott, oder Gott sei das Leben selbst, dabei aber keine Vorstellung davon hat, was denn eigentlich das Leben ist, dann kennt man auch von Gott weiter nichts als den bloßen Namen.

Im Denken des Menschen liegt eine zweifache Vorstellung, eine abstrakte, die geistig ist, und eine konkrete, die natürlich ist. Die abstrakte oder geistige Vorstellung vom Leben, das Gott ist, erkennt, dass es die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, und dass die Liebe der Weisheit und die Weisheit der Liebe angehört. Die konkrete oder natürliche Vorstellung vom Leben, das Gott ist, erkennt aber, dass Seine Liebe wie ein Feuer und Seine Weisheit wie ein Licht ist, und beides zusammen als ein strahlender Lichtglanz erscheint. Diese natürliche Vorstellung bildet sich vermöge der Entsprechung, denn das Feuer entspricht der Liebe und das Licht der Weisheit, weshalb auch in der Bibel das Feuer die Liebe und das Licht die Weisheit bedeutet; und wenn der Bibel gemäß gepredigt oder auch gebetet wird, dass himmlisches Feuer die Herzen entzünden möge, so wird darunter die göttliche Liebe verstanden, oder wenn gebetet wird, dass himmlisches Licht die Seelen erleuchten möge, so wird darunter die göttliche Weisheit verstanden.

Die göttliche Liebe, die in der göttlichen Weisheit wohnt, ist das Leben selbst, das Gott ist, und kann nach ihrem Wesen nicht mit dem Gedanken erfasst werden, denn sie ist unendlich und geht daher über das menschliche Denken hinaus. In ihrer Erscheinung aber kann sie gedacht werden. Der Herr erscheint nämlich vor den Augen der Engel wie eine Sonne, und aus dieser Sonne geht Wärme und Licht hervor. Die Sonne ist die göttliche Liebe; die Wärme ist die hervorgehende göttliche Liebe, die das göttlich Gute genannt wird, und das Licht ist die hervorgehende göttliche Weisheit, die das göttlich Wahre genannt wird. Gleichwohl aber darf man die Vorstellung vom Leben, das Gott ist, nicht als Feuer, Wärme und Licht auffassen, wenn man nicht zugleich mit ihr die Vorstellung der Liebe und Weisheit aufnimmt, so dass also die göttliche Liebe gleichsam als ein Feuer, die göttliche Weisheit gleichsam wie ein Licht, und göttliche Liebe und Weisheit vereint wie ein strahlender Lichtglanz gedacht wird.
Denn Gott ist seinem Wesen nach die Liebe selbst und somit auch die Weisheit selbst und das Leben selbst.
[EO 1124]





Alles im Universum entspringt letztendlich aus der
göttlichen Liebe und Weisheit.