Gott ist Mensch geworden


Gott hat in Jesus Christus das Kleid der Materie angezogen.

Manche Christen haben von Gott die Vorstellung entwickelt, dass Er das Weltall ist, andere meinen Gott ist das Innerste der Natur, manche denken Gott wäre eine Wolke im Raum des Äthers, manche denken Er wäre ein Lichtglanz und manche haben gar keine Vorstellung von Gott. Nur wenige haben eine Vorstellung von Gott als einem Menschen.

Dass die Christen sich solche Vorstellungen von Gott gebildet haben, dafür gibt es mehrere Ursachen:

Die erste ist, weil sie nach ihrer Lehre an drei voneinander verschiedene Personen glauben, an den Vater als den unsichtbaren Gott, auch an den Herrn, Den sie aber in Ansehung Seines Menschlichen nicht als Gott betrachten.

Die zweite ist, dass sie glauben, Gott sei ein Geist, unter dem Geist sich aber einen Windhauch, eine Art Luft oder Äther denken.

Die dritte Ursache besteht darin, dass die Christen durch ihren alleinigen Glauben ohne entsprechendes Leben weltlich und durch ihre Selbstliebe körperlich sind. Ein solcher weltlicher und körperlicher Mensch denkt sich Gott nur räumlich, und somit als das ganze Innerste im Weltall oder in der Natur, und daher als etwas im Raum Ausgedehntes, während doch Gott nicht als räumlich begrenzt angeschaut werden darf. Denn in der geistigen Welt gibt es keinen Raum, der Raum ist dort nur eine ähnliche Erscheinung. In gleicher Weise sieht jeder sinnliche Mensch seinen Gott, weil er nicht weiter denkt als seine Rede ihn führt, und bei seiner Rede denkt er: Was mein Auge sieht und meine Hand berührt, von dem weiß ich, dass es ist, - und das Übrige verschwindet ihm, als wäre es nur ein Schein.

Das sind die Hauptursachen, weshalb in der Christenheit die Vorstellung von Gott als Mensch nicht vorhanden ist. Erforsche dich, mein Freund, denke nur das Göttlich-Menschliche, und du wirst erkennen, dass dir diese Vorstellung fehlt, ja sogar widerstrebt, während doch das Menschliche des Herrn göttlich ist.

Dazu kann man in der Bibel bei Johannes lesen:

"Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden, das da geworden ist. In Ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis begriff es nicht. Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns und wir schauten Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohns vom Vater, voller Gnade und Wahrheit". [Joh. 1,1-5,14]

"Das Licht kam in die Welt, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr, denn das Licht; denn ihre Werke waren böse". [Joh. 3,19] "Solange ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, auf dass ihr Söhne des Lichts werdet. Ich bin als Licht, in die Welt gekommen, auf dass alle, die an Mich glauben, nicht in der Finsternis bleiben". [Joh. 12,36,46]

Hieraus geht eindeutig hervor, dass der Herr von Ewigkeit Gott ist, und dass eben derjenige der Herr ist, der in der Welt geboren wurde. Denn es heißt ja: Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dann: Ohne dasselbe ist nichts geworden, das da geworden ist; und hernach, dass das Wort fleischgeworden sei, und man dasselbe gesehen habe.

Warum der Herr das Wort genannt wird, wird in der Kirche wenig verstanden. Er wird das Wort genannt, weil das Wort das göttliche Wahre oder die göttliche Weisheit bezeichnet, und der Herr das göttliche Wahre selbst oder die göttliche Weisheit selbst ist, daher Er auch das Licht heißt, von dem gleichfalls gesagt wird, dass es in die Welt gekommen sei.

Weil die göttliche Weisheit und die göttliche Liebe eins ausmachen, und im Herrn von Ewigkeit her eins waren, so wird auch gesagt: "In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen". Das Leben ist die göttliche Liebe und das Licht die göttliche Weisheit. Diese Einheit ist es, die darunter verstanden wird, dass das Wort im Anfang bei Gott, und Gott das Wort war.

Bei Gott bedeutet in Gott, denn die Weisheit ist in der Liebe, und die Liebe in der Weisheit. Ebenso anderswo bei Joh. 17,5: "Verherrliche Mich, Du Vater, bei Dir selbst mit der Herrlichkeit, die Ich bei Dir hatte, ehe denn die Welt war".

Bei Dir selbst bedeutet in Dir selbst, weswegen auch gesagt wird: Und Gott war das Wort; und anderswo, dass der Herr im Vater sei, und der Vater in Ihm; dann, dass der Vater und Er eins seien. Weil also das Wort die göttliche Weisheit der göttlichen Liebe ist, so folgt, dass Er Jehova selbst ist, mithin der Herr, von Dem alles erschaffen ist, was erschaffen ist; denn aus der göttlichen Liebe durch die göttliche Weisheit ist alles erschaffen worden.

Dass das Wort, welches durch Moses und die Propheten und durch die Evangelisten geoffenbart wurde, dasselbe ist, kann man deutlich daraus sehen, dass sie das göttliche Wahre selbst sind, aus dem die Engel alle Weisheit und die Menschen alle geistige Einsicht haben.

Denn das gleiche Wort, welches bei den Menschen in der Welt ist, ist auch bei den Engeln in den Himmeln; aber in der Welt bei den Menschen ist es natürlich, in den Himmeln hingegen ist es geistig; und weil es das göttliche Wahre ist, so ist es auch das ausgehende Göttliche; und dieses ist nicht nur vom Herrn, sondern sogar der Herr selbst.

Weil es der Herr selbst ist, so ist alles und jedes im Wort bloß in Beziehung auf Ihn geschrieben worden. Vom Jesajas bis zum Malachias gibt es nichts, das nicht vom Herrn, oder im entgegengesetzten Sinn von dem handelte, was gegen den Herrn ist.

Dass es so ist, hatte bisher kaum jemand gesehen; und doch kann es jeder sehen, wenn er es nur weiß und, während er es liest, daran denkt, und noch überdies weiß, dass im Wort nicht nur ein natürlicher, sondern auch ein geistiger Sinn ist, und dass in diesem Sinn durch die Namen der Personen und Orte etwas vom Herrn, und daher etwas von Ihm, dem Himmel oder der Kirche Zukommendes, oder etwas Entgegengesetztes bezeichnet werde.

Weil alles und jedes im Wort vom Herrn handelt, und das Wort der Herr ist, weil Er das göttliche Wahre ist, so ist offenbar, warum gesagt wird: "Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns und wir schauten Seine Herrlichkeit". Dann auch, warum gesagt wird: "Solange ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, auf dass ihr Söhne des Lichts werdet. Ich bin ein Licht in die Welt gekommen, wer an Mich glaubt, bleibt nicht in der Finsternis". Das Licht ist das göttliche Wahre, also das Wort. Deswegen wird, auch heute noch, jeder, der sich an den Herrn allein wendet, wenn er das Wort liest und zu Ihm betet, in demselben erleuchtet.





Wer ist Jesus Christus? Ist Er Mensch, Gott oder Beides?