Emanuel Swedenborg

Emanuel Swedenborg wurde 29. Januar 1688 in Stockholm als Sohn des Theologen und späteren Bischofs von Västergötland Jesper Swedberg geboren und studierte an der Universität Uppsala Philologie und Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, daneben auch Theologie. 1716 wurde er Assessor des Bergwerkskollegiums zu Stockholm. In dieser Stellung fiel er durch mehrere mechanische Erfindungen auf. Zur Belagerung von Frederikshall ließ er 1718 sieben Schiffe auf Rollen fünf Stunden lang über Berg und Tal transportieren. Dies sowie seine Schriften über die Algebra, den Wert von Münzen, den Planetenlauf, Ebbe und Flut und weitere Themen hatten zur Folge, dass Königin Ulrike ihn 1719 unter dem Namen Swedenborg adelte.

In den folgenden Jahren bereiste er die schwedischen, sächsischen sowie später auch die böhmischen und österreichischen Bergwerke. In seinen Opera philosophica et mineralogica (1734) entwickelte er auf Grundlage ausgedehnter Studien über Gegenstände der Naturwissenschaften und der angewandten Mathematik ein System der Natur, in dessen Mittelpunkt die Idee eines notwendigen mechanischen und organischen Zusammenhangs aller Dinge stand. Nach neuerlichen Reisen (1736-1740) durch Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und England wandte er sein Natursystem in den Schriften Oeconomia regni animalis (London 1740-1741), Regnum animale (Haag 1744) und De cultu et amore Dei (London 1740) auch auf die belebte Schöpfung, und im Besonderen auf den Menschen, an.

Zwischen 1743 und 1745 machte er eine Krise durch, die man mit Recht als mystisch kennzeichnen darf, und in deren Verlauf er sein Herz ganz Gott zuwandte.

Im Jahr 1748 begann er sein Opus Magnum, sein erstes theologisches Werk, die Arcana Coelestia (Himmlische Geheimnisse im Worte Gottes) niederzuschreiben, deren acht große Quartbände zwischen 1749 und 1756 die Presse verließen. Hier hat er sich ganz von der überlieferten Theologie losgemacht und Vers für Vers den inneren oder geistlichen Sinn der ersten zwei Bücher Moses sowie gewisser Teile des Neuen Testaments ausgelegt. In diesem grundlegenden Werk findet sich schon seine ganze theologische Lehre.

Im Jahr 1758 veröffentlichte er nacheinander in London De Equo Albo in Apocalypsi (Das weiße Pferd), De Coelo et Ejus Mirabilibus et de Inferno (Vom Himmel und seinen Wunderdingen; Himmel und Hölle), De Telluribus in Mundo Nostro Solari (Die Erdkörper in unserem Sonnensystem), De Nova Hierosolymae de Domino (Die Lehre des Neuen Jerusalem vom Herrn) und De Ultimo Judicio (Vom jüngsten Gericht). Im selben Jahr setzt er die Niederschrift des im vorhergehenden Jahr begonnenen und unvollendet gebliebenen umfangreichen Werkes Apocalypsis Explicata Secundum Sensum Spiritualem (Die Offenbarung erklärt nach dem geistigen Sinn, Erklärte Offenbarung) fort, von dem er nur gewisse Auszüge veröffentlichte wie De Athanasii Symbolo, De Verbo usw.

In den folgenden Jahren schrieb er zahlreiche Werke, von denen er selbst nur die wichtigsten (in Amsterdam) veröffentlichte: Apocalypsis Revelata (Enthüllte Offenbarung Johannes, 1766), Delitiae Sapientiae de Amore Conjugali (Die Wonnen der Weisheit betreffend die eheliche Liebe, die Wolllüste der Torheit betreffend die buhlerische Liebe, 1768) und De Comercio Animae et Corporis (Der Verkehr zwischen Seele und Leib, wahrscheinlich als Antwort auf einen Brief von Kant, 1769). Endlich, 1771, das letzte, von ihm selbst veröffentlichte Werk, die Zusammenfassung seiner ganzen Lehre, Vera Christiana Religio (Die wahre christliche Religion). Vor seinem Tod schrieb er noch in lateinischer Sprache einen Appendix zu diesem Werk, der ebenso wie alle seine nachgelassenen Werke, von Professor Immanuel Tafel herausgegeben und dann in alle Sprachen der Kulturwelt übersetzt wurde.

Emanuel Swedenborg verstarb am 29. März 1772 in London.


Im Jahr 2005 nahm die UNESCO eine Sammlung von Manuskripten Swedenborgs, die in der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Stockholm aufbewahrt wird, in ihre Liste des Welterbes von für die gesamte Menschheit bedeutungsvollen Archiven und Dokumenten auf. Diese Manuskripte, rund 20000 Seiten, wurden nach Swedenborgs Tod 1772 von seinen Erben der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Stockholm geschenkt, deren Mitglied Swedenborg war. Es ist eine der größten existierenden Sammlungen von Manuskripten aus dem 18. Jahrhundert und außerdem eine der wenigen in der modernen Zeit, die als Grundlage für eine neue christliche Kirche diente. Swedenborgs Botschaft fand überall in der Welt zahlreiche Anhänger und einige unter ihnen betrachten seine Manuskripte sogar als Reliquien. Die Sammlung umfasst sowohl Swedenborgs Jahre als Wissenschaftler und Techniker als auch sein Leben nach seiner religiösen Krise in den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Die Sammlung wird noch immer in der Königlichen Akademie aufbewahrt.

Nachfolgend einige Zitate bekannter Persönlichkeiten über Emanuel Swedenborg

Ernst Benz, deutscher evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker:
Swedenborg war ein echter Visionär von einem charismatischen Typus, der sich durch die ganze Geschichte der christlichen Propheten und Visionäre vom Verfasser der Johannesapokalypse über Hermas und die mittelalterlichen Visionäre wie Joachim de Fiore bis ins 17. und 18. Jahrhundert verfolgen lässt. Wollte man seine Offenbarungen als Wahnsinn ablehnen, weil sie sich auf Visionen berufen, so müsste man gleichermaßen alle christlichen Visionäre einschließlich des Autors der Johannes-Offenbarungen als Wahnsinn ablehnen. Emanuel Swedenborg: Naturforscher und Seher, 1969, Seite 535

Kurt Hutten, deutscher evangelischer Theologe, Apologet und Publizist:
In Swedenborg sehe ich einen der ganz Großen in der europäischen Geistesgeschichte der letzten 300 Jahre. Ich halte es für eine Tragödie, dass er vom offiziellen Kirchentum abgewiesen wurde. Er ist bahnbrechend und ungemein befruchtend für den christlichen Glauben und gibt ihm gerade heute in der modernen Welt eine Fülle von Wegweisungen und Anregungen. Brief von Kurt Hutten (1901 - 1979) vom 29. September 1975

Helen Keller, taubblinde amerikanische Schriftstellerin:
"Swedenborgs Botschaft hat mir so viel bedeutet. Sie hat meinem Denken über das zukünftige Leben Farbe und Wirklichkeit und Einheit verliehen. Sie hat meinen Begriff von Liebe, Wahrheit und nützlichen Tun emporgehoben. Sie ist mir der stärkste Antrieb gewesen, meine Beschränkungen zu überwinden." "Er war ein Seher unter Blinden, ein Hörender unter Tauben, die Stimme eines Rufenden in der Wüste mit einer Sprache, die niemand verstand." Helen Keller "Licht in mein Dunkel"

Carl Gustav Jung, Begründer der analytischen Psychologie:
"Ich bewundere Swedenborg als einen großen Wissenschaftler und als großen Mystiker zugleich. Sein Leben und sein Werk sind für mich immer von großem Interesse gewesen, und ich habe etwa sieben dicke Bände seiner Schriften gelesen, als ich Medizinstudent war." "Ein Visionär von unerreichter Fruchtbarkeit ist Emanuel von Swedenborg (1689 - 1772), ein gelehrter und geistig hochstehender Mann." (GW XVIII/1,714).

Dr. Martin Luther King, Jr., US-amerikanischer Baptistenpastor und Bürgerrechtler:
Swedenborg ermöglicht es uns zu verstehen, warum wir geschaffen wurden, warum wir leben und was mit uns passiert, nachdem unser Körper gestorben ist. Swedenborg ermöglicht es uns, Gottes Botschaft so gut wie möglich zu verstehen, wie sie in den Bibelbüchern vorhanden ist, die Gottes Wort bilden.